Unseriöse Internetseiten, Blogs und YouTube-Kanäle
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Das Wichtigste in Kürze:
- Finanzexpertinnen und -experten nutzen Internetseiten, Blogs und YouTube-Kanäle, um vermeintliche Geldanlagestrategien zu verkaufen, oft ohne ausreichende Transparenz über ihre Hintergründe.
- Fehlendes Impressum, reißerische Werbung, kostenpflichtiger Zugang zu Informationen und manipulative Angst- und Knappheitsstrategien sind typische Merkmale unseriöser Finanzberatungen im Internet.
- Vorbeugende Recherche, kritische Überprüfung von Bewertungen, Zurückhaltung bei der Preisgabe persönlicher Daten und Faktenchecks sind wichtige Schritte, um sich vor betrügerischen Finanzangeboten zu schützen. Wenn Du Dein Geld sicher anlegen möchtest, dann sieh Dich beispielsweise in unserem Depot-Vergleich nach einem passenden Broker für Dich um:
Warnsignale für unseriöse Online-Angebote
Oft wenden vermeintliche Finanzexpertinnen oder -experten im Internet die gleichen Maschen an wie zwielichtige Vermögensberatungen. Der Unterschied ist, dass letztere Dich meist direkt kontaktieren, oft per Telefon. In unserem Ratgeber zu unseriösen Finanzberatungen kannst Du nachlesen, an welchen Warnsignalen Du sie erkennst. Zu Bloggern und Co. kommst Du hingegen meist über Werbeanzeigen in Facebook oder, wenn Du bestimmte Themen bei YouTube suchst. Sie beraten Dich nicht im persönlichen Gespräch, sondern stellen ihre „Informationen“ einem allgemeinen Publikum zur Verfügung. Meist musst Du Dich aber irgendwo anmelden, um die wirklich wichtigen Details zu erfahren. Es gibt einige Anzeichen, an denen Du schnell erkennst, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt oder nicht:
- Oft haben die Webauftritte kein Impressum oder nur unzureichende Informationen über die Herausgeberinnen oder Herausgeber. Viele von ihnen leben zudem im außereuropäischen Ausland, was eine potentielle Strafverfolgung erschwert.
- Sie geben sich selbst erstellte Gütesiegel, die auf den ersten Blick Eindruck machen sollen, oder sie wurden von anderen zweifelhaften Webseiten ausgezeichnet, sind auf seriösen Seiten jedoch nicht zu finden.
- Die Messages, die per Video oder auf der Internetseite verbreitet werden, sind reißerisch: Entweder werden Dir hohe Zinsen bei gleichzeitig großer Sicherheit der Geldanlange versprochen oder Dir wird Angst gemacht, dass Du Dein Geld jederzeit verlieren könntest, wenn Banken Pleite gehen. Die Überschriften haben meist einen hohen Clickbait-Faktor.
- Die „Finanzexpertinnen oder -experten“ selbst haben die einzig wahre Antwort und die passende Geldanlagestrategie, mit der Du ebenfalls schon bald nebenbei viel Geld machen kannst.
- In den Videos oder auf der Webseite werden jedoch keine Details verraten. Dazu musst Du den Newsletter abonnieren, ein Buch kaufen oder ein Seminar besuchen. Oft wird mit einem kostenlosen Einstieg geworben, später musst Du dann zahlen. Die Seminare kosten oftmals mehrere hundert oder gar tausend Euro.
- Die unseriösen Beraterinnen oder Berater vermitteln eine Knappheit des Angebots. Beispielsweise heißt es, ihr Ratgeber sei nur noch kurze Zeit kostenlos oder stark vergünstigt verfügbar. Aber auch Monate später findest Du noch das gleiche Angebot.
- Die Anbieter haben nur gute Bewertungen bei Google, wo sie von vermeintlichen Kundinnen oder Kunden bejubelt werden. Die berichten, dass die Strategie funktioniert und sie ebenfalls reich geworden sind.
- Sie schmücken sich mit Fakten, die nicht nachprüfbar sind, beispielsweise einer Reichweite an Userinnen und Usern, ihren Kontakten oder ihrem finanziellen Reichtum.
Die Maschen: Emotion und Angst
Die angeblichen Finanzexpertinnen -experten haben oft nur wenig Informationen über ihren Werdegang preisgegeben oder fälschen ihn möglicherweise sogar. Sie arbeiten mit absoluten Aussagen. Oft liest Du Sätze wie: „In unserem exklusiven Finanzreport erfährst Du, wie Du garantiert 10.000 Euro im Monat verdienst“ oder „Insiderreport: Das wollen Dir Banken verheimlichen!“ oder „Sei einer der wenigen Auserwählten und reserviere Dir nur heute kostenlos Deinen Platz im Seminar!“.
Meist wird mit Angst gearbeitet. Sie prophezeien, dass das Bankensystem schon in Kürze zusammenbricht und Du Dein Geld schnellstmöglich woanders anlegen solltest, bestenfalls im Ausland. Sie kreieren Schreckensszenarien über einen baldigen Börsencrash, die Abschaffung des Bargelds oder vermeintliche Finanzeliten, die Dir Dein Geld wegnehmen wollen. Vor allem in Zeiten echter Krisen, sei es in der Finanzkrise 2008, der Flüchtlingskrise 2015 oder der Coronakrise 2020, haben sie Hochkonjunktur. In solchen Zeiten ist die Verunsicherung groß und viele greifen nach dem Strohhalm, der ihnen Sicherheit verspricht.
Beispiel: Eine typische Seite mit reißerischer Message
Wir haben wir zur Veranschaulichung eine typische Website nachgebaut. Absolute Aussagen, Panikmache, Rabatte und der Zugang zu Insiderwissen sind Pflicht. Das Design wirkt meist billig.
So gehst Du vor
Bist Du bei einem solchen Angebot gelandet, nimm Dir erst einmal Zeit. Auch wenn die Aussagen Dich ansprechen, handle nicht vorschnell. Hier einige Tipps:
- Recherchiere, bevor Du den Aussagen dieser „Beraterinnen und Beratern“ glaubst. Google sie, um Informationen aus fremden Quellen zu ihnen zu erhalten. Sind die anderen Quellen seriös oder unterstützen sich hier vielleicht verschiedene Betrügerinnen oder Betrüger gegenseitig?
- Wirf einen Blick auf die guten Bewertungen. Haben die Profile nur diese eine Bewertung abgegeben? Wie authentisch wirken die Aussagen? Verwenden verschiedene Personen immer die gleichen Phrasen? Bewertungen kann man heutzutage einfach online kaufen. Diese Accounts loben meist überschwänglich und schreiben unnatürlich. Viele kommen aus dem Ausland und nutzen ein Übersetzungstool, so dass die Sprache holprig wirkt. Auch Zitate von vermeintlichen Kundinnen oder Kunden auf der eigenen Webseite (sogenannte „Testimonials“) können ausgedacht sein.
- Gib Deine Daten nicht weiter. Es spricht nichts dagegen, einen Newsletter zu abonnieren, um das Angebot genauer zu prüfen. Eventuell nutzt Du hier aber eine Zweitadresse, denn oft tendieren die Anbieter zu Spam. Andere Informationen wie Adresse oder gar Kontodaten solltest Du nicht herausgeben, bis Du Dir sicher bist, dass es sich um ein seriöses Angebot handelt.
- Kaufe nicht blind einen Platz in einem Seminar. Sei Dir im Klaren, dass Beraterinnen und Berater, ob nun seriös oder nicht, etwas verkaufen wollen. Informiere Dich erst, was das Seminar überhaupt beinhaltet und ob Du diese Informationen nicht auch woanders umsonst oder günstiger erhalten kannst. Hast Du Dich angemeldet, achte darauf, ob Du auf Widerrufsmöglichkeiten hingewiesen wirst.
- Mach einen Faktencheck: Welche Produkte empfiehlt mir der angebliche Experte oder die Expertin? Wie stufen andere Quellen diese Produkte ein? Ziehe dazu seriöse Nachrichtenquellen oder unabhängige Stellen heran, beispielsweise die Verbraucherzentrale oder die Stiftung Warentest. Bieten seriöse deutsche Banken solche Produkte auch an? Wenn nicht, welche Gründe könnte das haben?
- Ist das Szenario, das Dir versprochen wird, wahrscheinlich: Ist es plausibel, dass ich in einem Monat mehrere tausend Euro mit einer Geldanlage verdiene, die nicht hoch spekulativ ist? Ist es plausibel, dass die Banken mich enteignen? Oft sind hier Verschwörungsmythen am Werk.
Hast Du Zweifel an der Seriosität des Angebots, dann klick die Seite weg, deabonniere den Kanal und bestelle die Newsletter ab. Hast Du einmal für etwas bezahlt, ist es unwahrscheinlich, dass Du dieses Geld wieder zurückbekommst. Wurdest Du um Geld betrogen, melde den Kanal bei YouTube und der Verbraucherzentrale und stelle Anzeige bei Deiner örtlichen Polizeibehörde.
Fazit: Hinterfrage das Angebot
Auch wenn die Finanzgurus den Eindruck erwecken, sie wollen Dein Bestes und hätten exklusives Insiderwissen, solltest Du Dich nie auf die Aussagen einer einzigen Quelle verlassen. Vor allem nicht, wenn es um so etwas Wichtiges wie Dein Geld geht. Sie rufen dazu auf, alles kritisch zu hinterfragen – und genau das solltest Du bei ihnen auch tun. Nur, weil es im Internet steht, ist es noch lange nicht wahr. Informiere Dich weiterhin aus verschiedenen Quellen und vertraue nicht auf das Urteil einer einzigen Person.