Zinsentwicklung 2024: Finanzstrategien für Sparer und Kreditnehmer
25.09.2024
11 Minuten Lesezeit
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat 2024 zweimal die Leitzinsen gesenkt, um die Inflation zu kontrollieren, was weiterhin spürbare Auswirkungen auf Sparerinnen und Kreditnehmer hat.
- Wichtige Faktoren der Zinsentwicklung sind Inflation, Konjunktur, Zentralbankpolitik und geopolitische Einflüsse, die den Zinssatz maßgeblich bestimmen.
- Sparerinnen und Sparer profitieren aktuell noch von höheren Zinsen bei Sparprodukten wie Tages- und Festgeld, während Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer gestiegene Kreditkosten bewältigen müssen.
- Strategien zur Absicherung gegen Zinsänderungen beinhalten langfristige Zinsbindungen bei Krediten und die Nutzung von diversifizierten Anlageportfolios beim Sparen.
Die Zinsentwicklung hat großen Einfluss auf Deine Finanzen
Die Zinsentwicklung ist ein zentrales Thema für private Sparerinnen und Kreditnehmer, da Zinsänderungen direkten Einfluss auf die Kosten und Erträge von Krediten und Sparanlagen haben. Seit der Finanzkrise 2008 haben die Zentralbanken ihre Zinspolitik mehrmals angepasst, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, die sowohl die Leitzinsen als auch die Marktzinsen beeinflussen. In den letzten Jahren gab es einen signifikanten Wechsel von niedrigen zu steigenden Zinsen, insbesondere aufgrund der Inflation und wirtschaftspolitischen Herausforderungen. In diesem Artikel erfährst Du, welche Faktoren die Zinsentwicklung beeinflussen und welche Auswirkungen Zinsänderungen für Deine Finanzplanung haben.
Wie entwickeln sich die Zinsen aktuell?
Am 12. September 2024 hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine erneute Senkung der Leitzinsen beschlossen. Dies ist die zweite Zinssenkung in diesem Jahr. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsoperationen, den Banken für einwöchige Kredite an die EZB zahlen, wurde auf 3,65 Prozent gesenkt. Die Einlagefazilität, der Zinssatz für Übernacht-Einlagen bei der EZB, sank auf 3,50 Prozent, während der Satz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 3,90 Prozent fiel.
Diese Entscheidung folgt auf eine erste Zinssenkung im Juni 2024, nachdem die Inflation unter Kontrolle gebracht werden sollte, da sie sich nach den Prognosen der EZB allmählich normalisiert. Die Inflation lag im August bei 1,9 Prozent und somit erstmals seit langer Zeit wieder unter der 2-Prozent-Marke, die von der EZB langfristig anvisiert wird. Trotz der aktuellen Zinssenkung bleibt die Zinslandschaft im Vergleich zu den vergangenen Jahren hoch, was weiterhin sowohl für Sparer als auch für Kreditnehmer spürbare Auswirkungen hat.
Welche Faktoren haben Einfluss auf die Zinsentwicklung?
Die Zinsentwicklung wird maßgeblich durch die Entscheidungen der Zentralbanken beeinflusst, insbesondere durch die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank (Fed). Diese Institutionen setzen die Leitzinsen, die den Preis für das Geld auf den Märkten festlegen. Wichtige Faktoren, die die Entscheidungen der Zentralbanken beeinflussen, sind:
Inflation
Eine der wichtigsten Aufgaben der Zentralbanken ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Hohe Inflation führt oft zu Zinserhöhungen, um die Kaufkraft zu stabilisieren. Niedrige Inflation oder gar Deflation kann zu Zinssenkungen führen.
Konjunktur
Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung spielt eine zentrale Rolle. In wirtschaftlichen Abschwüngen senken Zentralbanken oft die Zinsen, um Investitionen und Konsum zu fördern. In Boomzeiten steigen die Zinsen, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern.
Geldpolitik der Zentralbanken
Die Zentralbanken nutzen verschiedene Instrumente, um ihre Ziele zu erreichen. Dazu gehören neben der Festlegung der Leitzinsen auch Anleihekaufprogramme und andere geldpolitische Maßnahmen, die die Liquidität auf den Märkten beeinflussen.
Geopolitische Einflüsse auf die Zinsentwicklung
Geopolitische Unsicherheiten, wie sie etwa durch den Ukraine-Krieg oder Spannungen im Handel zwischen den USA und China verursacht werden, haben einen erheblichen Einfluss auf die Zinsentwicklung. Diese Ereignisse beeinflussen nicht nur die Inflation, insbesondere über steigende Energie- und Rohstoffpreise, sondern auch das Vertrauen der Investoren in die Finanzmärkte. Zentralbanken reagieren häufig mit Zinssenkungen, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, oder mit Zinserhöhungen, um Inflationsschübe in den Griff zu bekommen.
Historische Entwicklung der Zinsen
Die Zinsentwicklung verläuft nicht linear, sondern unterliegt starken Schwankungen. In den 1970er-Jahren führten die Ölkrisen zu einem sprunghaften Anstieg der Inflation und in der Folge zu hohen Zinsen, insbesondere in den USA und Europa. In den 1980er-Jahren stiegen die Leitzinsen teilweise auf zweistellige Werte, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Seit den 1990er-Jahren bewegten sich die Zinsen allmählich nach unten, mit einem historischen Tiefpunkt in der Zeit nach der Finanzkrise 2008, als die Zentralbanken weltweit eine expansive Geldpolitik verfolgten. Im März 2016 erreichte der Leitzins im Euroraum 0 Prozent und blieb bis Juli 2022 auf diesem Niveau. Im Juli 2022 erhöhte die EZB erstmals nach elf Jahren den Leitzins.
So hat sich der Leitzins entwickelt
Warum ist die Zinsentwicklung so wichtig?
Die Zinsentwicklung ist von zentraler Bedeutung, weil sie sowohl die gesamte Wirtschaft als auch das persönliche Finanzmanagement beeinflusst. Für Sparerinnen und Sparer bestimmt sie, wie viel Rendite auf ihr Erspartes erzielt werden kann. Niedrige Zinsen führen dazu, dass Sparprodukte wie Tagesgeld oder Festgeld kaum Zuwachs bringen, während steigende Zinsen bessere Ertragsmöglichkeiten bieten.
Für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer hat die Zinsentwicklung ebenfalls erhebliche Konsequenzen: Steigende Zinsen erhöhen die Kosten für Kredite, sei es für Konsumkredite, Baufinanzierungen oder Unternehmensdarlehen. Gleichzeitig beeinflussen die Zinsen das Investitionsverhalten von Unternehmen, die Konsumausgaben der Haushalte und letztlich das Wirtschaftswachstum.
Somit steuern Zinsänderungen nicht nur die Geldpolitik, sondern beeinflussen auch Arbeitsplätze, Preisniveaus und das allgemeine Wohlstandsniveau in einer Volkswirtschaft. Daher ist es für Privatpersonen und Unternehmen unerlässlich, die Zinsentwicklung zu beobachten und ihre Finanzentscheidungen entsprechend anzupassen.
Auswirkungen für Sparerinnen und Sparer
Für Sparerinnen und Sparer hat sich die Zinssituation in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Während sie bis etwa 2020 mit extrem niedrigen Zinsen und teilweise sogar negativen Zinsen konfrontiert waren, bietet sich aktuell wieder Chancen auf bessere Erträge. Allerdings zeichnet sich seit Jahresbeginn ein leicht gegenläufiger Trend ab – die Zinsen sinken wieder leicht.
Tages- und Festgeldkonten
Bei steigenden Zinsen profitierst Du vor allem bei Festgeld- und Tagesgeldkonten. Die Verzinsung von Tagesgeldkonten ist in den letzten Jahren wieder gestiegen, was sie zu einer attraktiven Option für konservative Sparerinnen und Sparer macht. Zeichnet sich ab, dass die Zinsen weiter steigen, ist Tagesgeld bzw. Festgeld mit kurzen Laufzeiten die bessere Option. Steigen die Zinsen tatsächlich, kannst Du dann Dein Erspartes zu besseren Konditionen erneut anlegen. Zeichnet sich allerdings ab, dass die Zinsen sinken, lohnt sich der Blick auf Festgeldkonten mit langer Laufzeit, um sich den guten Zinssatz für möglichst lange Zeit zu sichern.
Anleihen und Sparprodukte
Steigende Zinsen machen auch Anleihen und andere festverzinsliche Wertpapiere wieder attraktiver. Während in den vergangenen Jahren Anleihen mit niedrigen Renditen wenig Ertrag boten, sind die Renditen in den vergangenen Monaten wieder gestiegen. Allerdings bedeutet dies auch, dass bestehende Anleihen mit niedrigeren Zinssätzen an Wert verlieren.
Aktienmärkte
Höhere Zinsen können jedoch auch negative Auswirkungen auf Aktienmärkte haben, da Investorinnen und Investoren zunehmend in festverzinsliche Wertpapiere umschichten. Dies kann zu fallenden Aktienkursen führen, was wiederum Anlegerinnen und Anleger trifft, die weiterhin in Aktien oder Aktienfonds investieren. Auf der anderen Seite können niedrige Zinsen einen Boom auf dem Aktienmarkt auslösen.
Beispielrechnung Tagesgeld
Familie Müller hat 50.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto angelegt. Bei einem Zinssatz von 1% p.a. erhält sie jährlich nur 500 Euro an Zinsen. Wenn die Zinsen auf 2% steigen würden, würde sich der Zinsertrag auf 1.000 Euro erhöhen. Bei einer jährlichen Inflation von 2 Prozent würde Familie Müller den Wert ihres Ersparten aber auch in diesem Fall gerade so erhalten. Eine reale Rendite konnte nicht erzielt werden.
Beispielrechnung Festgeld
Herr Schneider hat 100.000 Euro auf einem Festgeldkonto angelegt. Bei einem Zinssatz von 2% p.a. erhält er jährlich 2.000 Euro an Zinsen. Wenn die Zinsen auf 3% steigen würden, würde sich sein Zinsertrag auf 3.000 Euro erhöhen. Bei einer jährlichen Inflation von 2 Prozent erzielt Herr Schneider demnach eine reale – also inflationsbereinigte – Rendite von 1.000 Euro, was einem Prozent p.a. entspricht.
So schützen sich Sparerinnen und Sparer vor sinkenden Zinsen
Sparerinnen und Sparer können verschiedene Strategien nutzen, um sich vor den negativen Auswirkungen sinkender Zinsen zu schützen und weiterhin attraktive Renditen zu erzielen. Durch diese Strategien kannst Du auch in einem Umfeld sinkender Zinsen Deine Erträge optimieren und vor Verlusten absichern. Wichtig ist eine diversifizierte Anlagestrategie, die auf unterschiedliche Marktbedingungen reagiert.
- Festgeld mit langer Laufzeit abschließen
Eine bewährte Methode, um sich gegen sinkende Zinsen abzusichern, ist die Anlage in Festgeld mit einer längeren Laufzeit. Da der Zinssatz bei Festgeldkonten über die gesamte Laufzeit fixiert ist, kannst Du von den aktuellen Zinsen profitieren, selbst wenn das Zinsniveau in Zukunft sinkt. Wenn Du mit weiter fallenden Zinsen rechnest, solltest Du Dir frühzeitig langfristige Festgeldangebote sichern. - Aktien und Dividendenwerte ins Portfolio aufnehmen
In Zeiten sinkender Zinsen können Aktien eine attraktive Alternative zu klassischen Sparprodukten sein. Aktien von etablierten Unternehmen, die regelmäßig Dividenden ausschütten, bieten potenziell höhere Renditen als Sparbücher oder Tagesgeldkonten. Insbesondere Dividendenwerte aus stabilen Branchen können eine regelmäßige Einkommensquelle bieten, die unabhängig von der Zinsentwicklung ist. - Mischfonds und ETF-Portfolios nutzen
Mischfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds), die in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien investieren, bieten die Möglichkeit, das Risiko zu streuen und von den Vorteilen unterschiedlicher Märkte zu profitieren. Bei sinkenden Zinsen können solche Fonds in Anlagen investieren, die relativ unabhängig von Zinsschwankungen sind und trotzdem attraktive Renditen bieten. - Anleihen mit hoher Rendite in Betracht ziehen
Zwar sinken die Renditen bestehender Anleihen bei fallenden Zinsen, doch neue Anleihen, besonders solche mit längeren Laufzeiten oder höherem Risiko (wie Unternehmensanleihen), können weiterhin ansprechende Renditen bieten. In einer Phase sinkender Zinsen könnten vor allem langfristige Anleihen an Wert gewinnen, da ihr Zinssatz attraktiver wird als der der neu ausgegebenen Anleihen. - In Immobilien investieren
Immobilien können in Zeiten sinkender Zinsen eine sinnvolle Alternative sein, insbesondere wenn die Zinsen für Immobilienkredite ebenfalls fallen. Du kannst durch Immobilieninvestitionen, sei es direkt durch den Kauf von Immobilien oder indirekt durch Immobilienfonds, stabile Einnahmen in Form von Mieteinnahmen oder Wertsteigerungen erzielen. Im Sinne der Diversifikation solltest Du allerdings Klumpenrisiko vermeiden – es sollte also nur ein Teil Deines Vermögens in Immobilien investiert sein. - Inflationsindexierte Anleihen nutzen
Diese speziellen Anleihen bieten einen Inflationsschutz, da sie an die Entwicklung der Inflation gekoppelt sind. Bei sinkenden Zinsen und gleichbleibender Inflation behalten diese Anleihen ihre Attraktivität, da der reale Wert der Anlage geschützt ist. Dies kann Dich vor dem Verlust von Kaufkraft schützen, auch wenn die Zinsen niedrig bleiben. - Flexible Sparprodukte mit Zinsgarantie
Einige Banken bieten Sparprodukte wie Tagesgeldkonten mit Zinsgarantie oder einer Zinsstaffelung an, die einen Mindestzins über einen bestimmten Zeitraum garantieren. Solche Produkte können sich lohnen, wenn absehbar ist, dass die Zinsen weiter sinken, da sie eine gewisse Sicherheit bieten, ohne dass das Geld langfristig gebunden ist. - Internationale Anlagen in Betracht ziehen
Zinsen und Zinssätze variieren weltweit. Du kannst durch internationale Anlagen von Ländern profitieren, die derzeit höhere Zinsen anbieten. Ausländische Festgeldkonten oder Anleihen bieten möglicherweise attraktivere Zinsen, allerdings solltest Du hierbei das Wechselkursrisiko beachten. - Rücklagen zur flexiblen Nutzung aufbauen
Einen Teil Deines Vermögens solltest Du in flexible, aber dennoch rentablen Produkten anlegen, um auf Zinsänderungen reagieren zu können. Durch Rücklagen auf Tagesgeldkonten oder kurzfristigen Sparprodukten bleibt die Möglichkeit bestehen, schnell zu reagieren und gegebenenfalls in neue Anlageformen mit höheren Renditechancen umzuschichten.
Auswirkungen für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer
Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer sind besonders stark von steigenden Zinsen betroffen, da diese die Kosten für Kredite erhöhen. Dies gilt insbesondere für Baufinanzierungen aber auch für Konsumkredite und andere Darlehen.
Baufinanzierung
Die Zinsen für Immobilienkredite sind in den letzten Monaten stark gestiegen, was die monatlichen Raten deutlich erhöht, falls Du aktuell ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchtest. Vor allem langfristige Zinsbindungen waren in der Niedrigzinsphase sehr attraktiv, doch mit steigenden Zinsen werden neue Finanzierungen teurer. Aktuell musst Du daher größere Eigenkapitalanteile mitbringen oder höhere Raten akzeptieren.
Konsumkredite
Auch die Zinsen für Konsumkredite sind stark gestiegen. Dies wirkt sich auf die Nachfrage nach solchen Krediten aus, da Verbraucherinnen und Verbraucher die zusätzlichen Kosten oft scheuen. Die Kreditvergabe wird restriktiver, was ebenfalls den Zugang zu günstigen Krediten erschwert.
Variable Zinsen
Kreditnehmer, die Kredite mit variabler Verzinsung abgeschlossen haben, spüren die Zinsänderungen am stärksten. Ihre monatlichen Zahlungen können sich kurzfristig ändern, wenn die Banken die höheren Zinsen an die Kunden weitergeben. Dies erhöht das Risiko, dass Kreditnehmer ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können.
Beispielrechnung Baufinanzierung
Familie Weber möchte ein Haus für 400.000 Euro kaufen und benötigt dafür einen Kredit. Bei einem Bauzinssatz von 1% p.a. über 20 Jahre beträgt die monatliche Rate 1.654 Euro. Wenn die Bauzinsen auf 3% steigen würden, würde sich die Rate auf 1.896 Euro erhöhen, was eine zusätzliche Belastung von 242 Euro pro Monat bedeutet.
So schützen sich Kreditnehmer vor steigenden Zinsen
Steigende Bauzinsen können Wohnträume innerhalb weniger Monate platzen lassen. Je nach Situation gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Du Dich vor steigenden Zinsen schützen kannst.
- Langfristige Zinsbindung
Eine der effektivsten Methoden zur Absicherung gegen steigende Zinsen ist es, bei der Aufnahme von Bau- oder Immobilienkrediten eine möglichst lange Zinsbindung zu wählen. Durch eine Zinsbindung von beispielsweise 10, 15 oder 20 Jahren bleibt der Zinssatz während dieser Laufzeit konstant, auch wenn das allgemeine Zinsniveau steigt. Dies schafft Planungssicherheit, da die monatlichen Kreditraten nicht steigen. - Forward-Darlehen
Ein Forward-Darlehen ist eine spezielle Finanzierungsform, bei der sich Kreditnehmer bereits heute die aktuellen Zinsen für eine zukünftige Anschlussfinanzierung sichern können. Dies ist besonders sinnvoll, wenn der aktuelle Kreditvertrag bald ausläuft und steigende Zinsen erwartet werden. Forward-Darlehen bieten somit die Möglichkeit, vor Zinssteigerungen geschützt zu sein, indem der Zinssatz vorab fixiert wird. - Sondertilgungen nutzen
Wer die Möglichkeit hat, sollte Sondertilgungen in seinen Kreditvertrag integrieren. Diese Option ermöglicht es, während der Laufzeit zusätzliche Zahlungen auf den Kredit zu leisten, ohne Vorfälligkeitsentschädigungen zahlen zu müssen. Durch Sondertilgungen kann die Restschuld schneller reduziert werden, was wiederum die Zinsbelastung verringert. Bei steigenden Zinsen ist es vorteilhaft, so schnell wie möglich Schulden abzubauen, um höhere Zinszahlungen im Falle einer Anschlussfinanzierung zu vermeiden. - Kredite mit festen Zinsen bevorzugen
Für kleinere Konsumkredite oder Finanzierungen können Kreditnehmer Kredite mit festen Zinssätzen wählen. Diese haben gegenüber Krediten mit variablen Zinsen den Vorteil, dass die Zinsen über die gesamte Laufzeit konstant bleiben und so keine zusätzlichen Belastungen bei steigenden Zinssätzen entstehen. - Rücklagen für Zinssteigerungen bilden
Wer bereits einen Kredit mit variablem Zinssatz hat oder eine Anschlussfinanzierung bei einem laufenden Kredit bevorsteht, sollte Rücklagen bilden, um auf mögliche Zinssteigerungen vorbereitet zu sein. Auf diese Weise können Kreditnehmer eventuelle höhere monatliche Raten besser verkraften, ohne ihre finanzielle Situation zu gefährden. - Umschuldung in Betracht ziehen
Wenn das Zinsniveau seit Kreditbeginn hingegen deutlich gesunken ist und es günstiger ist, den bestehenden Kredit durch einen neuen Kredit zu ersetzen, kann eine Umschuldung sinnvoll sein. Dabei wird der alte Kredit durch einen neuen abgelöst, idealerweise zu einem günstigeren Zinssatz oder mit besseren Konditionen. Allerdings müssen hier mögliche Vorfälligkeitsentschädigungen und Transaktionskosten beachtet werden.
Bauzinsen vergleichen
Besonders die Bauzinsen können enormen Einfluss auf Deine Finanzen haben. Schließlich ist der Immobilienkauf für viele die größte finanzielle Investition ihres Lebens. Daher lohnt es sich Zinsentwicklung bei den Immobilienkrediten besonders im Blick zu halten - vor dem Immobilienkauf, aber auch während der Laufzeit. Nach 10 Jahren sind Immobilienkredite - auch solche mit längerer Laufzeit - mit einer Frist von 6 Monaten kündbar, ohne dass die Bank dafür eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen kann. Eine Umschuldung oder ein Forward-Darlehen kann daher zu vielen Zeitpunkten sinnvoll sein. Unserer Baufinanzierungs-Vergleich hilft Dir, die aktuell günstigsten Angebote zu finden:
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Zinsprognose und zukünftige Entwicklungen
Die Zinsentwicklung in den kommenden Jahren bleibt ungewiss. Nach einem drastischen Anstieg der Zinsen seit 2022 zeichnet sich aktuell ab, dass die Zinsen möglicherweise im Laufe des Jahres weiter sinken könnten, vor allem wenn die Inflation dauerhaft unter Kontrolle gebracht wird. Dies hängt jedoch von vielen Faktoren ab, darunter die geopolitische Lage, Energiepreise und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone. Dies könnte eine Entlastung für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer bringen, aber gleichzeitig die Erträge für Sparerinnen und Sparer wieder schmälern.
Fazit
Die Zinsentwicklung beeinflusst sowohl Sparerinnen als auch Kreditnehmer erheblich. Während steigende Zinsen in den letzten Jahren höhere Kosten für Kredite mit sich brachten, boten sie Sparerinnen und Sparern bessere Renditen. Mit den jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und einer möglichen Entspannung der Inflation könnte sich der Trend jedoch wieder umkehren. Du solltest beim Sparen Strategien wie langfristiges Festgeld oder Diversifikation nutzen, um Erträge zu sichern, während Du bei Krediten versuchen solltest durch Zinsbindung oder Umschuldung steigende Kosten abzufedern.
Insgesamt bleibt die Zinsentwicklung ein entscheidender Faktor für das persönliche Finanzmanagement. Langfristig bleibt die Entwicklung der Zinsen allerdings schwer vorhersehbar, da sie von vielen globalen und wirtschaftlichen Faktoren abhängt. Eine fundierte Finanzplanung und der regelmäßige Vergleich von Angeboten für Kredite und Sparprodukte bleiben daher entscheidend, um von den Zinsänderungen zu profitieren oder sich vor den negativen Folgen zu schützen.
Häufig gestellte Fragen
Leitzinsen sind Zinssätze, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt werden und als Basis für die Marktzinsen gelten. Sie beeinflussen die Kredit- und Sparzinsen sowie die allgemeine wirtschaftliche Aktivität im Euroraum.
Die Zinsentwicklung beschreibt die Veränderungen der Zinssätze im Finanzmarkt. Sie ist wichtig, da sie die Kosten und Erträge von Krediten und Sparanlagen beeinflusst. Für Sparerinnen und Sparer bedeutet das Zinsen auf Erspartes, für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer die Kosten eines Darlehens.
Zinssenkungen können Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer entlasten, indem sie die Kosten für bestehende Kredite mit variablen Zinssätzen oder neue Kredite senken. Besonders Baukredite und Konsumkredite werden dadurch günstiger.
Wichtige Einflussfaktoren sind die Inflation, die wirtschaftliche Entwicklung (Konjunktur), die Geldpolitik der Zentralbanken wie der Europäischen Zentralbank (EZB) und geopolitische Ereignisse wie Kriege oder Handelskonflikte.
Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer können sich durch langfristige Zinsbindungen oder Forward-Darlehen vor steigenden Zinsen absichern. Sparerinnen und Sparer können in Festgeld mit langer Laufzeit investieren oder diversifizierte Anlageportfolios nutzen, um sich vor sinkenden Zinsen zu schützen.
Steigende Zinsen machen festverzinsliche Anleihen attraktiver, da sie höhere Renditen bieten. Gleichzeitig kann die Nachfrage nach Aktien sinken, da Investorinnen und Investoren vermehrt in sicherere festverzinsliche Wertpapiere umschichten.
Bei sinkenden Zinsen sind Festgeldkonten mit langer Laufzeit, inflationsindexierte Anleihen oder Mischfonds eine gute Option, um Erträge zu sichern. Auch Investitionen in Dividendenaktien können höhere Renditen bieten.
Zinserhöhungen bekämpfen hohe Inflation, indem sie die Geldmenge reduzieren und die Nachfrage dämpfen. Zinssenkungen fördern hingegen Investitionen und Konsum, was die Inflation stabilisieren kann.