Gerüst

Crowdinvesting: Private Investments mit Zinsrenditen

6 Minuten Lesezeit
INHALTSVERZEICHNIS
Was genau ist Crowdinvesting?
Mit der Crowd investieren – so funktioniert’s
Anlageobjekte beim Crowdinvesting
Erfolg und Risiko: Totalverlust durch Crowdinvest?
Anlage mit Crowdinvesting sollte gut überlegt sein
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Tim Kempen
Finanzexperte bei zaleo.
Crowdfunding und Kickstarter kennen wahrscheinlich die meisten Menschen heutzutage – zumindest vom Hörensagen. Crowdinvesting hingegen ist weniger bekannt. Wir verraten Dir die Vor- und Nachteile von Crowdinvesting und stellen Dir verschiedene Anlageobjekte vor.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Beim Crowdinvesting kannst Du eine Rendite erwarten –die Projektentwickler informieren vorab über die geplanten jährlichen Zinsen.
  • Menschen investieren per Fremdkapital beispielsweise in ein Startup oder ein Bauprojekt und erhalten im Gegenzug eine Rendite für ihr eingezahltes Kapital.
  • Insgesamt solltest du Dir aber über das hohe Risiko im Klaren sein, das Crowdinvesting birgt. Schließlich weißt Du nie mit hundertprozentiger Sicherheit, ob das Projekt wirklich realisiert werden kann oder wieviel Gewinn am Ende tatsächlich erzielt wird.

Was genau ist Crowdinvesting?

Anders als beim Crowdfunding kannst Du beim Crowdinvesting eine Rendite erwarten –die Projektentwickler informieren vorab über die geplanten jährlichen Zinsen. Menschen investieren per Fremdkapital beispielsweise in ein Startup oder ein Bauprojekt und erhalten im Gegenzug eine Rendite für ihr eingezahltes Kapital. Das sind meist feste Zinsen, ggf. auch zusätzlich Erfolgsbeteiligungen. Mit Crowdinvesting bietet sich privaten Kleinanlegerinnen und Kleinanleger die Möglichkeit, bereits in einem sehr frühen Stadium der Unternehmensgründung bzw. des Bauprojekts zu investieren.

Crowdfunding und Crowdinvesting: Der Unterschied

Bei der ursprünglichen Idee des Crowdfunding schließen sich Menschen zusammen, um ein (künstlerisches oder karitatives) Projekt zu finanzieren, das ohne Crowdfunding wahrscheinlich nicht zu realisieren wäre. Ist die Aktion erfolgreich, erhalten die Unterstützer des Projekts einen symbolischen Gegenwert für ihr Geld, z. B. die Ausfertigung des Projektergebnisses wie eine CD oder ein T-Shirt. Die klassische Form des Crowdfunding ist also vergleichbar mit einer Spende: Menschen investieren in ein Projekt, weil es ihnen am Herzen liegt oder weil sie seine Verwirklichung sinnvoll finden. Sie investieren nicht, um damit Rendite zu erzielen.
Mittlerweile wird der Begriff „Crowdfunding“ etwas verwässert und auch für Projekte verwendet, die finanzielle Gegenwerte in Aussicht stellen und daher richtigerweise mit „Crowdinvesting“ bezeichnet werden müssten. Da sowohl Crowdfunding als auch Crowdinvesting Methoden der Gruppen- bzw. Schwarmfinanzierung sind, werden die beiden Begriffe allerdings oft synonym verwendet. In unserem Ratgeber halten wir uns an das korrektere „Crowdinvesting“, denn immerhin wollen wir Dir ja zeigen, wie Du in renditestarke Projekte investieren kannst. Auf diese Weise machst Du vielleicht den einen oder anderen Euro, mit dem Du dann per Crowdfunding-Spende Deine Herzensprojekte unterstützen kannst
Crowdlending
Eine weitere Art der gemeinschaftlichen Finanzierung ist das Crowdlending. Dabei vergeben Privatpersonen so genannte Peer-to-Peer-Kredite mit einer festen Laufzeit und einem bestimmten Zinssatz direkt an andere Privatpersonen. Ein Vermittler in Form eines Kreditinstituts oder einer Bank tritt dabei nicht auf. Letztlich bist Du – und die anderen Crowdlender – die Bank. Das Risiko für die Kreditgeber ist dementsprechend hoch.

Mit der Crowd investieren – so funktioniert’s

Crowdinvesting-Projekte werden auf Plattformen im Internet gesammelt. Dort kann man sich meist über verschiedene Kategorien und Crowdinvesting-Arten ein Projekt aussuchen, in das man gerne investieren möchte. Die Plattformen informieren nicht nur über die Geschäftsideen an sich, sondern veröffentlichen darüber hinaus relevante Informationen für die Investorinnen und Investoren. Zu diesen Informationen gehören in der Regel:
  • der aktuelle Fundingstatus,
  • das ausgegebene Finanzierungsziel,
  • die Anzahl der bisherigen Investoren,
  • die Laufzeit des Projekts,
  • die Höhe der zur erwartenden Mindestrendite und
  • der Mindestinvestitionsbetrag.

Anlageobjekte beim Crowdinvesting

Grundsätzlich gibt es beim Crowdinvesting drei verschiedene Anlageobjekte: Entweder investierst Du Eigenkapital in Immobilien, in Unternehmen oder in Energieprojekte. Einer dieser Anlagen lassen sich die meisten Projekte zuordnen. In allen Fällen hat man verschiedene Vorteile.

In Immobilien investieren

Die meisten Crowdinvesting-Euros flossen in Deutschland bis September 2023 in Immobilienprojekte, insgesamt 1,5 Mrd. Euro. Und das hat seinen Grund. Diese Form der Finanzierung birgt Vorteile sowohl für die Projektentwickler als auch für die Crowd-Investoren. Dabei kannst Du Dich – vorausgesetzt, das Projekt wird erfolgreich realisiert – auf eine hohe Rendite freuen: Im Durchschnitt liegt sie bei vier bis acht Prozent jährlich. Die hohe Rendite wird aufgrund der im Vergleich zu klassischen Immobilienfonds
geringeren Gebühren möglich.
Ein weiterer Vorteil liegt in den verhältnismäßig kleinen Summen, mit denen Du Dich an Immobilienprojekten beteiligen kannst. Als Anleger hast Du also die Möglichkeit, Verlustrisiken breit zu streuen. Zusätzlich weißt Du, in welcher Immobilie Dein Geld steckt. Du kannst den Fortschritt des Projekts also genau verfolgen.
Kapitalerhöhung der Projektentwickler
Der Vorteil für Projektentwickler liegt in der zusätzlichen finanziellen Sicherheit, die sie der Bank durch das gefundete Geld bieten können. Da sich das Kapital der Projektentwickler durch das zusätzliche Geld von der Crowd erhöht, verbessert sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank das benötigte Immobiliendarlehen zur Realisierung des geplanten Projekts bewilligt. Das Geld der Crowd ist weder Eigenkapital noch Fremdkapital. Vielmehr rangiert es irgendwo dazwischen. Man spricht daher auch vom Mezzaninekapital. Für den Projektentwickler und die Bank zählt es allerdings zum Eigenkapital.

In Unternehmen investieren

Eine Investition in ein Unternehmen ist ebenfalls eine gängige Form des Crowdinvestings. Sie bietet Anlegerinnen und Anlegern die Möglichkeit, direkt in ein junges Unternehmen zu investieren und im Idealfall an deren Erfolg teilzuhaben. Auch hier hast Du die Möglichkeit, Dein Verlustrisiko breit zu streuen, denn an Startup-Projekten kannst Du Dich schon mit einer vergleichsweise geringen Summe beteiligen. Bei vielen Plattformen liegt die Mindestinvestitions-Summe bei etwa 150 bis 250 Euro. Außerdem ist es bei manchen Projekten möglich, als Crowd-Investor mitzuentscheiden, welche Innovationen gefördert werden, und dadurch wirtschaftliche Impulse zu setzen. Die Auseinandersetzung mit den Geschäftsmodellen von Startups kannst Du gleichzeitig dazu nutzen, Deine Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen der Unternehmensgründung zu erweitern.

In Energieprojekte investieren

Noch einen geringen Anteil am Crowdinvesting haben Energieprojekte. Die Auswahl ist in diesem Bereich etwas eingeschränkter. Aber auch hier sind ähnliche Renditen wie bei Immobilienprojekten und Startups möglich. Mit Deinem Geld kannst Du zum Beispiel in den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen investieren.
Nachhaltig investieren
Auch im Bereich Crowdinvesting ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Alle Infos dazu gibt’s im Ratgeber Nachhaltiges Crowdinvesting.

Erfolg und Risiko: Totalverlust durch Crowdinvest?

Eine Investition mittels Crowdinvesting kann eine vielversprechende Geldanlage sein. Immerhin bietet Dir diese Form der Anlage die Möglichkeit, Dich intensiv mit den Projekten auseinanderzusetzen. Gleichzeitig förderst Du junge Unternehmen oder interessante Projekte. Vielleicht sogar solche, die sich beispielsweise auf die Fahne geschrieben haben, besonders umweltfreundlich oder nachhaltig zu sein. Das Risiko eines Totalverlusts ist allerdings gegeben. Unternehmen und Projekte scheitern immer wieder. Investierst Du in Immobilien, kann es zum Beispiel vorkommen, dass die Baukosten höher ausfallen als gedacht oder dass die Immobilie nicht zum geplanten Preis verkauft werden kann. In solchen Fällen geht die Crowd meist leer aus.

Crowd-Darlehen sind Nachrangdarlehen

Das hängt damit zusammen, dass die Mezzanine-Darlehen der Crowd gegenüber den Darlehen der Banken als nachrangig betrachtet werden. Im Falle einer Insolvenz des unterstützten Startups beispielsweise erhält demnach erst die Bank ihr Geld zurück. Das Darlehen der Crowd kann danach in vielen Fällen nicht mehr bedient werden.
Diese Regelung ist vor allem deshalb schwierig, weil Crowd-Investoren üblicherweise kein allzu großes Mitspracherecht beim Projekt haben. Zwar können sie entscheiden, welches Projekt gefördert werden soll, seine Entwicklung können sie aber nicht beeinflussen. Zusätzlich haben Crowd-Investoren in der Regel kein Kündigungsrecht. Stellt man also nach einiger Zeit fest, dass das Projekt doch nicht so gut anläuft, wie anfangs angenommen, hast Du keine Möglichkeit, Deine Investition zurückzuziehen.

Anlage mit Crowdinvesting sollte gut überlegt sein

Die bisherigen Crowdinvesting-Erfahrungen zeigen, dass man durchaus Rendite erzielen kann. Es gibt viele erfolgversprechende Projekte, die gut realisiert werden können und entsprechende Gewinne verzeichnen. Insgesamt solltest Du Dir aber über das hohe Risiko im Klaren sein, das Crowdinvesting birgt. Schließlich weißt Du nie mit hundertprozentiger Sicherheit, ob das Projekt wirklich realisiert werden kann oder wieviel Gewinn am Ende tatsächlich erzielt wird. Im schlimmsten Fall gehst Du leer aus. Wenn Du Dich für diese Anlagemöglichkeiten interessierst, solltest Du Dich also mithilfe eines Crowdinvesting-Vergleichs gut über das Wunschprojekt informieren, die Risiken abwägen und genau über die Summe nachdenken, die Du investieren willst.
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