Die Kettenschenkung – ein einfacher Weg, um Steuern zu sparen
7 Minuten Lesezeit
Das Wichtigste in Kürze:
- Eine Kettenschenkung ermöglicht es, Vermögen über mehrere Zwischenpersonen zu übertragen, wodurch die steuerlichen Freibeträge mehrfach genutzt werden können. Dies führt zu einer erheblichen Reduzierung der Steuerlast im Vergleich zur direkten Schenkung.
- Für eine erfolgreiche Kettenschenkung ist Vertrauen in die Zwischenpersonen entscheidend, da keine rechtlichen Vereinbarungen im Voraus getroffen werden dürfen. Zudem dürfen Steuerfreibeträge innerhalb von zehn Jahren nur einmal genutzt werden, was bei der Planung berücksichtigt werden muss.
- Trotz der Vorteile birgt eine Kettenschenkung Risiken, wie die Einstufung als missbräuchlich durch das Finanzamt und die Möglichkeit, dass Zwischenpersonen das Vermögen nicht wie geplant weiterleiten. Alternativen wie die Übertragung mit Nießbrauch oder die Gründung einer Familienstiftung sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Das Prinzip der Kettenschenkung
Im Kern geht es darum, Vermögen nicht direkt vom Schenker an den eigentlichen Empfänger zu übertragen, sondern den Weg über eine oder mehrere Zwischenpersonen zu wählen. Dadurch können Freibeträge mehrfach genutzt und die Steuerlast erheblich reduziert werden. Das klingt zunächst kompliziert, kann aber mit der richtigen Planung erstaunlich effektiv sein.
Der große Vorteil einer Kettenschenkung liegt in der mehrfachen Nutzung von Freibeträgen. Statt das Vermögen direkt zu übertragen und möglicherweise hohe Steuern zu zahlen, wird es in kleineren Portionen weitergegeben. Jede Schenkung nutzt dabei die jeweiligen Freibeträge aus. Das führt in der Summe oft zu einer deutlich geringeren Steuerlast. Zudem bietet diese Methode mehr Flexibilität bei der Vermögensverteilung und ermöglicht eine frühzeitige Nachfolgeplanung.
Welche Beträge sind steuerfrei übertragbar?
Ob und wie viel Steuern Du zahlen musst, hängt von Deinem Beziehungsgrad zur schenkenden Person ab. Ab wann Du Schenkungssteuer zahlen musst, zeigen wir Dir hier.
Voraussetzungen der Ketteschenkung
Vertrauenssache
Die wichtigste Voraussetzung bei der Kettenschenkung ist Vertrauen. Kannst Du sicher sein, dass die Mittelsperson Dein Vermögen auch sicher an die Endempfängerin oder den Endempfänger weitergibt? Schließlich handelt es sich in den meisten Fällen um beträchtliche Summen!
Im Vorfeld darf keine rechtliche Vereinbarung getroffen werden, dass das Geld auch wirklich ankommt – dies kann Dir im Nachhinein Schwierigkeiten mit dem Finanzamt verursachen. Du musst also darauf vertrauen, dass die Vermögensanteile freiwillig an Dich oder die vorgesehene Person weitergegeben werden.
Die Zehn-Jahres-Frist
Es ist so: Die Steuerfreibeträge dürfen in zehn Jahren nur einmal geschenkt werden (in Summe). Diesen Umstand solltest Du bei der Planung unbedingt beachten. Sollte beispielsweise Deine Mittelsperson in den letzten Jahren bereits einen Betrag von Dir erhalten haben, muss Du über die genaue Höhe Bescheid wissen. Ansonsten zahlt Deine Mittelsperson gegebenenfalls Steuern! Natürlich gilt diese Voraussetzung sowohl für die Mittelspersonen als auch für die Beschenkten.
Vermögensaufteilung
Wie viele Mittelspersonen Du brauchst, kommt auf die Höhe des Vermögens und die Höhe der nutzbaren Steuerfreibeträge an. Wie oben schon erwähnt, kann es bei einer erneuten Schenkung zu Steuern kommen. Um dies zu umgehen, kannst Du Dein Geld ganz einfach auf mehrere Personen verteilen.
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Zeitpunkt der Übertragung
Eine Kettenschenkung ist nur dann erlaubt, wenn die zweite Übertragung nicht unmittelbar auf die erste folgt. Es wäre natürlich einfacher, beide Angelegenheiten in einem einzigen Termin beim Notar zu erledigen – dies birgt jedoch die Gefahr, dass dies als Rechtsmissbrauch durch das Finanzamt wahrgenommen wird. Deswegen sollte die Weiterleitung zeitversetzt stattfinden.
Kettenschenkung bei Immobilien
Ein Barbetrag ist relativ leicht in kleine Portionen aufteilbar, das ist bei Immobilien oder Grundstücken schon etwas schwerer. Die beste Option ist eine Mittelsperson mit einem möglichst hohen Freibetrag zu finden. Dazu eignet sich am besten der engste Familienkreis, da deren Mitglieder die geringste Steuerklasse und somit auch die höchsten Steuerfreibeträge haben.
Beispiel
Opa Willi möchte seinem Enkel 400.000 Euro schenken, der steuerliche Freibetrag zwischen Großvater und Enkel liegt jedoch nur bei 200.000 Euro. Das bedeutet: Opa Willis Enkel müsste 200.000 Euro mit 11 Prozent versteuern, zahlt also 22.000 Euro Schenkungssteuer.
Schenkt Opa Willi seine 400.000 Euro jedoch zuvor dem Vater des Kindes, seinem Sohn, muss keiner Steuern zahlen! Der Vater des Kindes kann das Geld ebenso steuerfrei an seinen Sohn übertragen – dank Kettenschenkung kein Problem!
Risiken
Trotz der offensichtlichen Vorteile birgt eine Kettenschenkung auch Risiken. Das Finanzamt könnte die Gestaltung als missbräuchlich einstufen, wenn sie zu offensichtlich auf Steuerersparnis ausgerichtet ist. Zudem besteht die Gefahr, dass Zwischenpersonen das Vermögen nicht wie geplant weiterleiten. Die Umsetzung kann komplex sein und erfordert sorgfältige Planung.
Es gibt auch Alternativen zur Kettenschenkung, die Du in Betracht ziehen solltest. Eine Möglichkeit ist die Übertragung mit Nießbrauch, bei der Du das Vermögen überträgst, aber die Nutzungsrechte behältst. Die Übertragung des selbstgenutzten Wohnhauses an Ehepartner oder Kinder (Familienheim) bietet ebenfalls steuerliche Vorteile. Für sehr große Vermögen kann auch die Gründung einer Familienstiftung eine Option zur langfristigen Vermögenssicherung sein.
Bevor Du Dich für eine Kettenschenkung entscheidest, solltest Du Deine individuelle Situation genau analysieren. Es ist ratsam, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um alle rechtlichen und steuerlichen Aspekte zu berücksichtigen. Beziehe alle Beteiligten in die Planung ein und kläre sie über die Konsequenzen auf. Denk auch an die langfristigen Auswirkungen Deiner Entscheidung.
Häufig tauchen Fragen zur praktischen Umsetzung auf. Wie lange sollte man zwischen den einzelnen Schenkungen warten? Es gibt keine feste Regel, aber ein Abstand von mehreren Monaten ist ratsam. Kann das Finanzamt eine Kettenschenkung rückgängig machen? In Extremfällen ja, aber bei korrekter Durchführung ist das Risiko gering. Wichtig zu wissen ist auch, dass jede Schenkung innerhalb von drei Monaten beim Finanzamt gemeldet werden muss.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Kettenschenkung ein mächtiges Instrument zur Steueroptimierung sein kann. Mit der richtigen Planung und Umsetzung kannst Du erheblich Steuern sparen und Dein Vermögen optimal an Deine Liebsten weitergeben. Bedenke jedoch, dass es sich um ein komplexes Thema handelt. Dieser Ratgeber bietet Dir einen guten Überblick, ersetzt aber keine individuelle Beratung durch einen Steuerberater oder Rechtsanwalt.
Wenn Du Dich für eine Kettenschenkung entscheidest, plane sorgfältig, informiere Dich umfassend und hole Dir professionelle Unterstützung. So kannst Du sicherstellen, dass Du die Vorteile dieser Methode optimal nutzt, ohne in rechtliche oder steuerliche Fallen zu tappen. Mit der richtigen Strategie kann eine Kettenschenkung ein wertvolles Werkzeug in Deiner Vermögensplanung sein.