Betrug

Unseriöse Börsenbriefe: Abos, Kostenfallen und Aktienspams

6 Minuten Lesezeit
INHALTSVERZEICHNIS
6 Anzeichen für unseriöse Börsenbriefe
Horrende Abogebühren und kaum Infos
Scalping: Kursmanipulationen durch Aktienspam
Jenseits des Börsenbriefs
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Carmen Kunkel
Finanzexpertin bei zaleo.
Betrügerische Börsenbriefe können Deinem Portemonnaie gleich doppelt schaden: durch teure Abos und manipulativen Aktienspam. Wie Du unseriöse Börsenmails erkennst und warum Du speziell die Finger von Pennystocks lassen solltest, liest Du hier im Ratgeber.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Die BaFin warnt vor aggressiven Empfehlungen, unbegründeten Einschätzungen, hohen Kurszielen, Zeitdruck, zweifelhaften Unternehmen und unaufgeforderten E-Mails.
  • Aktienspam-Mails verwenden oft starke Übertreibungen, angebliches Insider-Wissen, Zeitdruck und auffällige Gestaltung, wie reichliche Verwendung von Ausrufezeichen oder schrille Farben.
  • Unseriöse Börsenbriefe locken oft mit hohen Abogebühren und wenig Leistung, während Kursmanipulationen durch Aktienspam zu Lasten späterer Anlegerinnen und Anleger gehen. Besondere Vorsicht ist bei Pennystocks geboten, da sie häufig für Pump-and-Dump-Praktiken genutzt werden. Möchtest Du Dein Geld bei einem seriösen Broker investieren, dann sieh Dich in unserem Depot-Vergleich nach dem passenden Depot für Dich um.

6 Anzeichen für unseriöse Börsenbriefe

Eines vorweg: Nicht mit allen Börsenbriefen werden betrügerische Absichten
verfolgt. Es gibt Durchaus auch seriöse Angebote, in denen keine unhaltbaren Versprechungen getätigt werden. Deshalb klären wir in diesem Ratgeber vor allem die Fragen: Wie erkennst Du unseriöse Angebote? Wie funktionieren die Maschen der Betrügerbanden? Wo findet der Betrug jenseits von Börsenbriefen statt?
Die BaFin warnt seit vielen Jahren vor betrügerischen Börsenbriefen. Auf der Website und in Flyern nennt die Finanzaufsicht auch konkrete Anzeichen, an denen Du erkennen kannst, ob die Empfehlungen eines Börsenbriefs unseriös sind oder nicht. Zu den Anzeichen gehören:
  • Offensive Empfehlungen: Aktien, Derivate oder andere Wertpapiere werden Dir sehr offensiv angeboten.
  • Unbegründete Einschätzungen: Der Autor oder die Autorin empfiehlt konkrete Wertpapiere, ohne Begründungen dafür zu liefern, wieso sich das Wertpapier in Zukunft gut entwickeln soll.
  • Hohe Kursziele: Im Börsenbrief werden sehr hohe Kursziele und mögliche Renditen genannt. Solche Zahlen sind in jedem Fall mit Vorsicht zu genießen, selbst wenn sie begründet werden. Werden keine Fakten präsentiert, die die Höhe der Kursziele erklären, sind sie besonders fragwürdig.
  • Zeitdruck: Oft wird in Börsenbriefen behauptet, dass die angesprochenen Chancen schnell verstreichen könnten oder dass der Abschluss eines erleuchtenden Börsen-Newsletters nur noch kurze Zeit möglich ist.
  • Zweifelhaftes Unternehmen: Oft sind die beworbenen Unternehmen nicht sehr vertrauenerweckend. Es kann sich etwa um sehr niedrig bewertete sogenannte Pennystocks handeln. Oder es ist nicht ersichtlich, welches operative Geschäft das Unternehmen hat. Auch wiederholte Umfirmierungen sind kein gutes Signal.
  • Ohne Anmeldung: Erhältst Du einen Börsenbrief, ohne dass Du Dich dafür angemeldet hast, solltest Du hellhörig werden. Unaufgeforderte Werbung ist nicht erlaubt. Deine E-Mail-Adresse dürfte zudem über illegale Wege an die Erstellerinnen oder Ersteller des Aktienbriefs gekommen sein.

Sprachliche und gestalterische Erkennungszeichen von Aktienspam

Wie das Bild unten illustriert, sind viele Aktienspam-Mails auch sprachlich und gestalterisch leicht zu erkennen. Oft verwenden die Autorinnen oder Autoren starke Übertreibungen („Gewinn-Chance von 3.120%“, „Explosion“, „Megatipp“) und beziehen sich auf Insider-Wissen, das noch nicht in den Kurs der betreffenden Aktie eingepreist sei („Wie heute bekannt wurde […] kurz vor einem gewaltigen Kurssprung“). Die reichliche Verwendung von Ausrufezeichen ist ebenfalls sehr oft anzutreffen. Außerdem wird Zeitdruck aufgebaut. Nicht nur sprachlich („[…] kurz vor der Explosion […]“), sondern auch visuell: Das schreiende Rot und Wörter in Großbuchstaben findet man in seriösen Publikationen eher nicht.
Beispiel für unseriöse Börsenbriefe, Abos, Kostenfallen und Aktienspam
Bild: Typische sprachliche Gestaltung eines Aktienspams

Horrende Abogebühren und kaum Infos

Ganz grundlegend kann man zwei verschiedene Betrugsmaschen ausmachen, die auch in Kombination auftreten können: hohe Abo-Gebühren für wenig Leistung sowie Kursmanipulation. Viele Börsenbriefe zeichnen sich vor allem durch extrem hohe Gebühren für die zugehörigen Abonnements aus. Mehrere hundert oder gar tausend Euro für ein Jahresabo sind hier durchaus möglich. Die Qualität der Börseninformationen, die Abonnenten dafür im Gegenzug erhalten, ist in den meisten Fällen jedoch bei weitem nicht so viel Wert.
Das Ding mit der 50-50-Chance
Manche Börsen-Newsletter liefern scheinbar 100-prozentige Treffer in ihren Vorhersagen. Das Prinzip dahinter ist recht einfach und funktioniert so: 50 Prozent der Abonnenten erhalten eine E-Mail mit der Prognose, dass z. B. der DAX in der kommenden Woche steigen wird. Die anderen 50 Prozent bekommen die Prognose, dass er sinken wird. Ist der DAX gestiegen, bekommen nur die Abonnenten, die diese Vorhersage erhalten hatten, eine weitere Mail. Und wieder erhalten manche die Prognose, dass er steigt, und andere, dass er sinkt. Und so weiter.
Am Ende gibt es eine kleine Gruppe von Abonnenten, die in jedem Börsenbrief die richtige Prognose erhalten hat. Das ist Betrug, auch wenn von manchen Menschen nicht als solcher erkannt wird. Die Publizistinnen oder Publizisten des Börsenbriefs erhoffen sich, durch das System ihre Expertise unter Beweis gestellt zu haben.
Im besten Fall erhältst Du über einen Börsenbrief ein paar allgemeine Tipps zu Geldanlagen, mit denen Du irgendetwas anfangen kannst. Dann war die Lektion zwar teuer, aber immerhin nicht weiter schädlich. Im schlimmsten Fall können jedoch konkrete Aktientipps Teil eines weiteren kostspieligen Betrugs sein.

Scalping: Kursmanipulationen durch Aktienspam

Und damit wären wir beim Thema Scalping. Ein unschöner Begriff für eine unschöne Sache. Gemeint ist damit eine Kursmanipulation, die zu Lasten späterer Anlegerinnen oder Anleger geht. In Börsenbriefen, aber auch in Foren, auf Finanzportalen, in sozialen Medien oder auch telefonisch werden aggressiv Unternehmen beworben, in die investiert werden soll. Man nennt das auch Aktienspam.
Die Betrügerinnen und Betrüger sind zu diesem Zeitpunkt bereits investiert, konnten sich also sehr günstig ihre Anteile einkaufen. Zeigt der Aktienspam Wirkung, steigt der Aktienkurs, da immer mehr Menschen kaufen wollen. Reichen den Betrügerinnen und Betrügern die Zugewinne, steigen sie aus, verkaufen und streichen die Gewinne ein. Damit sinkt der Kurs stark. Wer dann noch investiert ist, verliert einen Großteil seines Geldes. Da es sich meist um substanzlose Unternehmen handelt, ist in der Folge auch nicht mehr mit einer Erholung des Kurses zu rechnen. Man spricht bei diesem Vorgehen auch von Pump and Dump.

Vorsicht vor Pennystocks

Diese Manipulationen finden vor allem mit sehr illiquiden Wertpapieren statt, also mit solchen, die kaum gehandelt werden. Unter diesen Bedingungen sorgen die Kaufempfehlungen schnell für eine hohe Nachfrage. Gehandelt werden meist exotische, unbekannte Aktien und Nebenwerte. Insbesondere die Kurse von Pennystocks werden auf diese Weise kurzfristig befeuert. Börsenbetrüger Jordan Belfort, der Wolf of Wall Street, ist mit Kursmanipulationen von Pennystocks berühmt-berüchtigt geworden.
Vorsicht vor Scammern
Manchmal vermitteln unseriöse Börsenbriefe Kundinnen und Kunden an ebenso unseriöse Online-Broker. In unserer Liste mit Scamming-Verdachtsfällen
kannst Du Dir einen Überblick über fragwürdige Anbieter verschaffen.

Jenseits des Börsenbriefs

Wenn wir vom „Börsenbrief“ sprechen, meinen wir in heutiger Zeit natürlich eher die Börsenmail. Die Abzocke hat sich im letzten Jahrzehnt mehr und mehr in die digitalen Postfächer verlagert. Klassische Briefe sind hingegen seltener geworden, wenngleich auch nicht ganz verschwunden. Die hier beschriebenen Maschen sind jedoch nicht nur auf Börsenbriefe bzw. -mails beschränkt. Abwandlungen davon können auch auf anderen Kanälen im Netz vorkommen.
Kursmanipulationen können zum Beispiel durch verdeckte Werbung von Forennutzerinnen oder -nutzern hervorgerufen werden oder durch Werbeanzeigen auf Social-Media-Plattformen. Selbst Webinare, Online-Videos von vermeintlichen Expertinnen und Experten oder sogar Weiterbildungskurse können als Medium dienen, um Menschen mehr oder weniger aggressiv in bestimmte Aktieninvestments zu drängen. Und auch überteuerte Abonnements gibt es nicht nur zu Börsenbriefen, sondern zum Beispiel auch zu Webinaren und anderen Onlinekursen aus dem Bereich Finanzen.

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