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Hilfe für Betrugsopfer: So gehst Du gegen Scammer vor

7 Minuten Lesezeit
INHALTSVERZEICHNIS
Drohungen und falsche Versprechungen: die Betrugsmasche der Scammer
So erkennst Du, ob Dein Broker ein Scammer ist
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Jasmin Ludwig
Finanzexpertin bei zaleo.
Verweigert Dein Broker, Gewinne oder Einlagen auszuzahlen? Oder belästigt er Dich mit ständigen Anrufen und E-Mails? Gut möglich, dass Du einem Betrüger aufgesessen bist. Wir zeigen Dir, wie Du jetzt handeln solltest.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Scammer erschweren Auszahlungen, nutzen gefälschte Websites und locken mit angeblichen Gewinnen, um weitere Einzahlungen zu fördern.
  • Brich den Kontakt zum Scammer ab, informiere Bank und Polizei, sichere Beweise und tausche Dich mit anderen Betroffenen aus.
  • Zeige den Betrug bei lokalen und internationalen Finanzaufsichten an, um weitere rechtliche Schritte zu unterstützen und andere zu schützen. Sieh Dich in unserem Depot-Vergleich nach einem sicheren Broker für Dich um!
Die meisten Menschen handeln ihre Wertpapiere heutzutage online über einen Broker. Auch betrügerische Broker, sogenannte Scammer, nutzen daher in erster Linie das Internet für ihre Abzocken. Anlegerinnen und Anleger werden dazu angehalten, immer mehr Geld auf das Konto einzuzahlen; Auszahlungen werden unter fadenscheinigen Gründen verschleppt oder gar ganz verweigert. Der Broker ist nicht mehr zu erreichen und manchmal ist die gesamte Website plötzlich offline. Und Dein Geld ist futsch.
In etwa so sieht der typische Verlauf eines Onlinebetrugs durch einen Broker-Scam aus. Wenn Dir das bekannt vorkommt, solltest Du weiterlesen. Vielleicht bist Du bereits Opfer eines Scammers geworden. Um auf Nummer sicher zu gehen, listen wir Dir hier typische Maschen auf, mit denen Scammer Menschen betrügen.
Betrug erkennen
Vorsicht ist besser als Nachsicht. Im besten Fall prüfst Du Online-Broker, noch bevor Du ein Konto bei ihnen eröffnest. Hier haben wir zehn Warnzeichen gesammelt, an denen Du Scammer erkennst.

Drohungen und falsche Versprechungen: die Betrugsmasche der Scammer

Im Falle von Scammern überhaupt von Online-Brokern zu sprechen, ist bereits zu viel der Ehre. Tatsächlich bieten solche Betrüger gar keine Finanzdienstleistungen an. Die Website eines Scammers dient lediglich der Fassade. Verbraucherinnen und Verbrauchern wird damit vorgegaukelt, hier handele es sich um einen seriösen Broker.
Die meisten Websites sind gerade so gut ausgearbeitet, dass sie dazu animieren, ein Konto zu eröffnen, Einzahlungen zu tätigen und – per persönlicher Beratung – Anlagen zu tätigen. Dabei findet nicht wirklich eine Anlage statt. Vielmehr wird diese nur vorgegaukelt. Und auch erste vermeintliche Gewinne sind nicht real, sondern dienen lediglich dazu, die Betrugsopfer bei der Stange zu halten.

So erkennst Du, ob Dein Broker ein Scammer ist

Die folgenden Methoden gehören zum Standardrepertoire der Betrüger. Sie dienen einzig dem Zweck, Betrugsopfern mehr Geld abzunehmen. Ist das Geld einmal auf den Konten der Scammer, haben Anlegerinnen und Anleger wenig Chancen, es zurückzubekommen.
  • Scammer schaffen Anreize dafür, weitere Personen zu dem vermeintlichen Broker einzuladen.
  • Sie bieten Geschenke für weitere Einzahlungen auf das Verrechnungskonto.
  • Scammer versprechen Gewinne.
  • Sie fordern Dokumente von Dir, etwa Fotos oder beidseitige Scans Deiner Kreditkarte.
  • Manche möchten Fernwartungs-Software wie AnyDesk oder Teamviewer auf Deinem Computer installieren. Damit versuchen sie, Deinen Computer zu manipulieren, Transaktionen auszulösen und sich Zugang zu Deinem Bankkonto zu verschaffen.
  • Scammer rufen ständig an und schreiben viele E-Mails.
  • Angebliche persönliche Beraterinnen oder Berater helfen Dir bei einer – anfangs vermeintlich erfolgreichen – Anlagestrategie. Ein einsehbares und voll funktionsfähiges Online-Depot gibt es hingegen in der Regel nicht. Der finanzielle Aufwand der Technik wäre für die Scammer zu groß.
  • Der Berater oder die Beraterin gibt vor, für Dich Tradinggeschäfte abzuschließen.
  • Anschließend verlierst Du mehr und mehr. Der Scammer drängt Dich zu weiteren Investitionen, um die Verluste wettzumachen.
  • Du kannst Dir Dein Geld nicht auszahlen lassen. Übliche Ausreden geben dafür technische, administrative oder rechtliche Gründe an.
  • Du kannst Dir Dein Geld angeblich nur dann auszahlen lassen, wenn Du offene Rechnungen begleichst, z. B. für ausstehende Provisionen, erfundene – meist britische – Steuern oder zur Kredittilgung. Aber auch danach erhältst Du Dein Geld nicht zurück.
  • Möchtest Du Dein Konto schließen, bietet Dir der Scammer einen Bonus an, der höher ausfällt, wenn Du ihn auf Dein Verrechnungskonto einzahlst.
  • Sobald Du Dich entschließt, zu kündigen und Dein Geld abzuheben, ist der Broker nicht mehr oder nur sehr schwer per Telefon oder E-Mail zu erreichen.
  • Angebliche Anwaltskanzleien und Agenturen melden sich bei Dir, um Dir zu helfen, Dein Geld zurückzubekommen. Diese sind jedoch sehr wahrscheinlich Teil der Betrugsmasche.
  • Der Broker verschwindet und seine Website ist nicht mehr zu erreichen.
Wie gehe ich gegen einen Betrug vor?
Wie gehe ich gegen einen Betrug vor?
Wenn Du ähnliche Erfahrungen gemacht hast wie die, die wir beschrieben haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du einem betrügerischen Broker aufgesessen bist. Was kannst Du nun tun, um gegen den Betrug vorzugehen? Die schlechte Nachricht vorweg: Dein Geld wirst Du wohl nicht mehr wiedersehen. Umso wichtiger ist es, dass Du – egal, was der Scammer sagt – keine weiteren Einzahlungen vornimmst.
Wichtigste To-Dos im Betrugsfall
  • Sehr wichtig: Bewahre Ruhe und hole Expertinnen und Experten ins Boot.
  • Versuche nicht, das Problem auf eigene Faust zu lösen. Das könnte die Situation erschweren.
  • Melde den Betrug Deiner Hausbank. Diese kann verdächtige Zahlungen auf Deinem Konto blockieren.
  • Melde den Schaden Deiner Versicherung, z. B. der Hausrat- oder Rechtsschutzversicherung.
  • Melde den Betrug der BaFin.
  • Melde den Betrug der Polizei; auch dann, wenn Du keinen großen finanziellen Schaden erlitten hast, denn die Betrügerinnen oder Betrüger verfügen über Deine persönlichen Daten. Für den Fall, dass mit Deinen Daten Dritte betrogen werden, hast Du einen Nachweis darüber, am Betrug nicht beteiligt zu sein.
  • Melde die Website bei ihrem Domainhoster. Über https://www.united-domains.de/whois-suche/
    kannst Du u.a. den Hoster recherchieren.
  • Melde die Website auch verschiedenen Browserbetreibern: Bei Google Chrome melden
    , bei Microsoft Edge melden
    , bei Mozilla Firefox melden
    .
  • Sammle Beweise für den Betrug: E-Mails, Screenshots, WhatsApp-Nachrichten speichern und ein Gedächtnisprotokoll anlegen.
  • Brich den Kontakt mit dem Scammer ab.
  • Hast Du eine Kreditkarte für die Zahlungen verwendet, lass sie sperren und fordere lieber eine neue Kreditkarte an.
  • Teile die Details des Betrugs mit anderen Menschen, z. B. in einem Finanzforum. So warnst Du andere und findest womöglich Menschen, die ebenfalls Opfer der Scammer geworden sind.
  • Vernetze Dich mit anderen Opfern, um ggf. eine Sammelklage anzustreben.
  • Schäm Dich nicht und fühl Dich nicht dumm: Scammer sind Profis.
Meldung an die Behörden
Wie in unserer To-Do-Liste bereits erwähnt, ist es wichtig, dass Du den Betrug meldest. Auf diese Weise können Polizei und Behörden gegen die Scammer vorgehen. Wieviel die Behörden ausrichten können, hängt jedoch auch davon ab, wo der Scammer seinen Sitz hat.
Betrug bei der Polizei melden
Um den Scammer polizeilich zu melden, hast Du zwei Möglichkeiten. Du kannst einerseits eine Anzeige gegen die Betreiber erstatten. Andererseits ist es jedoch auch möglich, dem Bundeskriminalamt (BKA) einen Hinweis zu geben. Für die Anzeige könntest Du in das nächstgelegene Polizeirevier gehen. Du hast aber auch die Möglichkeit, online eine Anzeige zu erstatten.
Online Anzeige erstatten: BKA - Erstattung einer Strafanzeige
Kontakt mit Finanzbehörden aufnehmen
Bevor Du Dich an ausländische Behörden wendest, solltest Du Kontakt zur Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz: BaFin, aufnehmen.
Solltest Du an dieser Stelle nicht weiterkommen, etwa weil der Scammer im Ausland sitzt, kannst Du Dich an die Behörden des Landes wenden, in dem der Scammer (vermeintlich) reguliert ist. Viele Scammer geben an, in Großbritannien registriert zu sein. In dem Fall wäre die britische Financial Conduct Authority (FCA) eine wichtige Anlaufstelle.
Unter folgendem Link kannst Du einen Betrug melden: https://www.fca.org.uk/consumers/report-scam-us
Weitere wichtige Behörden sind die European Security and Markets Authority (ESMA), die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA und die Cyprus Securities and Exchange Commission (CySec).
Hat der Scammer seinen Sitz in der Schweiz, kannst Du ihn direkt bei der FINMA melden: https://www.finma.ch/de/finma-public/melDung-erstatten/
Viele unseriöse Broker sind in Zypern registriert. Die Grenze hin zu Scammern ist fließend. Möchtest Du einen Broker melden, kannst Du dem zypriotischen Finanz-Ombudsmann eine E-Mail schreiben oder ein entsprechendes Formular verwenden:
Love Scam
Immer größerer Beliebtheit erfreut sich die Masche des „Love Scam“. Was dahinter steckt und wie ihr euch davor schützen könnt, lest ihr in unserem Ratgeber „Love Scam – Online-Betrug mit der Liebe„.
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