Wie funktioniert die Börse? Börsenwissen für den Einstieg
8 Minuten Lesezeit
Das Wichtigste in Kürze:
- Börse ist nicht gleich Börse: Um die Börse richtig verstehen zu können musst Du die vier unterschiedlichen Börsentypen kennen
- Aufgaben eines Broker: Ein Broker vermittelt zwischen Dir und den Verkäuferinnen und Verkäufern und stimmen so Angebot und Nachfrage aufeinander ab
- Börsenplätze und Handelszeiten: Weltweit und auch innerhalb eines Landes gibt es verschieden Börsenplätze und Handelszeiten zu denen Du Aktien kaufen oder verkaufen kannst
Was ist die Börse?
Die Börse ist ein Marktplatz, an dem Vermögenswerte in einem organisierten und regulierten Umfeld gehandelt werden. Vermögenswerte können Wertpapiere wie Aktien, aber auch Rohstoffe oder Fremdwährungen, so genannte Devisen, sein. Damit ein Vermögenswert an der Börse gehandelt werden kann, muss er nach Maßeinheit, Zahl oder Gewicht standardisiert und damit austauschbar sein. Diese Eigenschaft heißt Fungibilität.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis bzw. den Börsenkurs des gehandelten Vermögenswertes. Dabei gilt:
- Je höher die Nachfrage, desto höher der Preis.
- Je höher das Angebot, desto geringer der Preis.
Der Börsenkurs zeigt Dir, wie viel beispielsweise eine Aktie in der Vergangenheit gekostet hat.
An der Börse kommen Käufer und Verkäufer zusammen. Jede Teilnehmerin und Teilnehmer kann beides sein. Du kannst also jederzeit Vermögenswerte kaufen und auch wieder verkaufen. Allerdings wickelst Du die Geschäfte nicht selbst ab. Das übernimmt ein Börsenmakler, in der Regel ein Online-Broker oder eine Bank, für Dich.
Die angebotenen Werte sind an der Börse nicht physisch vorhanden, denn der Handel findet heute größtenteils elektronisch statt. Kaufst Du eine Aktie, erhältst Du also kein Dokument aus Papier, das Du in den Tresor legen kannst. Stattdessen wird sie Dir in deinem Depot gutgeschrieben und der Kaufpreis von deinem Referenzkonto abgebucht.
Unterschiedliche Börsenarten
Die wichtigste Börsenart ist heute die Wertpapierbörse. Daneben gibt es die Devisenbörse, die Warenbörse und die Terminbörse. Die Einteilung erfolgt nach dem jeweiligen Handelsobjekt. Wir klären für Dich die genauen Unterschiede.
Wertpapierbörse: auch Effektenbörse. Börse, an der Wertpapiere gehandelt werden. Im engeren Sinne versteht man unter Wertpapierbörse eine Parkett- oder Präsenzbörse. Heute findet der Handel allerdings größtenteils digital und elektronisch statt.
Devisenbörse: Börse, an der Fremdwährungen gehandelt werden. Devisenbörsen stellen amtliche Mittelkurse von Währungen fest, die wichtige Orientierungsmarken für den Wert einer Währung sind.
Warenbörse: Gegensatz zur Wertpapierbörse, auch Produktenbörse. Börse, an der bewegliche und gut haltbare Sachgüter wie Kaffee, Getreide, Baumwolle o. ä. gehandelt werden. Die Güter müssen für den Handel in Menge und Qualität standardisiert und damit fungibel, also austauschbar, sein.
Terminbörse: auch Derivatebörse oder Optionsbörse. Börse, an der Termingeschäfte, also Futures und Optionen, gehandelt werden. Futures und Optionen sind Finanzinstrumente mit hohem Risiko und daher eher nicht für den Einstieg in den Wertpapierhandel geeignet.
Geschichte der Börse: Von Gewürzen über die Papieraktie zum digitalen Marktplatz
Märkte und Plätze für Tauschhandel gibt es, seit die Menschen Handel treiben. Namensgeberin der ersten Börse war vermutlich die belgische Patrizierfamilie Van der Beurse. Im 15. Jahrhundert organisierte sie in Brügge regelmäßige Geschäftstreffen mit italienischen Kaufleuten. Dort wurde 1409 auch das erste Börsengebäude errichtet. Der Börse, wie man sie heute kennt, kam allerdings die im 16. Jahrhundert entstandene Antwerpener Börse näher. Dort kauften und verkauften Händler aus aller Welt vor allem Gewürze.
Zu dieser Zeit gab es viele unterschiedliche Währungen, deren Wechselkurse nicht festgelegt waren. Das bot Raum für Betrügereien und Wucher. Im Jahr 1585 setzten sich deshalb in Frankfurt Kaufleute zusammen und legten einheitliche Wechselkurse fest – die Geburtsstunde der Frankfurter Wertpapierbörse.
Im 19. Jahrhundert entstanden im Zuge der Industrialisierung vermehrt Aktiengesellschaften. In Frankfurt wurde 1820 die erste Aktie gehandelt. Seitdem entwickelt sich die Börse – trotz einiger Wirtschaftskrisen und Crashs – stetig weiter. Ein einschneidendes Ereignis in der Börsengeschichte war die Einführung des Computerhandels. Er ebnete den Weg in die digitale Zukunft. Heute läuft der Handel fast ausschließlich elektronisch: Gekauft und verkauft wird per Mausklick.
So funktioniert die Börse
Ein Handel an der Börse wird in drei Schritten abgewickelt. Nach Abschluss des Trades folgen
- Matching = Übereinstimmung der Daten zwischen Käufer und Verkäufer,
- Clearing = Eingabe des Trades in das Verrechnungssystem und
- Settlement = Erfüllung des Trades.
Die Aufgabe des Brokers
Broker sind Börsenmakler. Sie haben die Aufgabe, zwischen Käuferinnen und Käufern und Verkäuferinnen und Verkäufer zu vermitteln. So stimmen sie Angebot und Nachfrage aufeinander ab und legen den Börsenpreis fest. Sie sind nötig, weil nicht jeder an der Börse als Händlerin oder Händler fungieren darf. In der Regel treten Banken als Broker auf. Auch auf die Börse spezialisierte Unternehmen mit entsprechender Lizenz können diese Aufgabe übernehmen.
Börsenplätze und Handelszeiten
Weltweit und meist auch innerhalb eines Landes gibt es verschiedene Börsenplätze. Die größte Börse Deutschlands befindet sich in Frankfurt am Main, es gibt aber auch Börsen in Stuttgart, Berlin und München sowie die Börsen AG mit den Börsen Hamburg-Hannover und Düsseldorf. Hinzu kommen die fünf elektronischen Börsen Xetra, Tradegate Exchange, L&S Exchange, Quotrix und gettex.
Alle Börsen sind auf bestimmte Produkte spezialisiert. Die Börse Frankfurt beispielsweise legt ihren Fokus auf Privatanlegerinnen und -anleger und Derivate, die Börsen Hamburg und Hannover sind nicht nur Wertpapier-, sondern auch Versicherungs- und Getreidebörsen.
Die größten Börsenplätze der Welt (in Milliarden US-Dollar)
Platz 1: Nasdaq, US: 15.910 $
Platz 2: New York Stock Exchange (NYSE/Wall Street): 14.401 $
Platz 3: Cboe Global Markets, US: 13.506 $
…
Platz 13: Deutsche Börse AG: 1.481 $
Gemessen am Handelsvolumen mit Aktien ist die derzeit größte Börse der Welt die Nasdaq, dicht gefolgt von der als Wall Street bekannten New York Stock Exchange. Platz drei belegt die Cboe Global Markets in Chicago. Die Deutsche Börse AG hat im Vergleich dazu ein eher niedriges Handelsvolumen.
Quelle: Statista, 8.10.2020
Jeder Börsenplatz hat individuelle Handelszeiten. Zum Beispiel ist die Börse Frankfurt werktags immer von 8 bis 20.00 Uhr geöffnet, die London Stock Exchange allerdings nur von 8 bis 16.30 Uhr. Weltweit betrachtet wirst Du aber immer einen Börsenpatz finden, der gerade geöffnet hat – auch wenn es in Deutschland gerade Mitten in der Nacht ist. An den Wochenenden haben die Börsen zu.
Kosten an der Börse
Auch die Kosten variieren von Börsenplatz zu Börsenplatz. Oft wird empfohlen, über Xetra zu handeln, das vollelektronische Handelssystem der Frankfurter Wertpapierbörse. Xetra gilt gemeinhin als günstigster Handelsplatz in Deutschland und zeichnet sich gleichzeitig durch Schnelligkeit aus.
Wenn du wissen möchtest, welche Kosten im Detail auf Dich zukommen können, kannst du dich in unserem Ratgeber Börsengebühren informieren.
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Außerbörslicher Handel: Eine lohnenswerte Alternative?
Wenn Du nach Handelsschluss noch Aktien verkaufen oder kaufen möchtest, kannst Du auf den außerbörslichen Handel, auch OTC-Handel (für „over the counter“), ausweichen. In diesem Fall handelst Du nicht über die Börse, sondern direkt mit deinem Market Maker. Deswegen spricht man auch von Direkthandel.
Im OTC-Handel sind die Transaktionskosten in der Regel deutlich niedriger als an der Börse. Das liegt daran, dass die eigentliche Transaktion direkt zwischen den Handelspartnern stattfindet und der Market Maker nur als Vermittler auftritt. Außerdem wird der Handel meist in Sekundenschnelle abgewickelt.
Das klingt verlockend, oder? Das Risiko im außerbörslichen Direkthandel ist allerdings deutlich höher als beim Börsenhandel. Das liegt daran, dass der OTC-Handel anders als der börsliche Handel nicht reguliert ist. Als Anfängerin und Anfänger läufst Du deshalb schnell Gefahr, eine unvorteilhafte Transaktion abzuschließen. Lass also erstmal lieber die Finger davon.
So sicher ist die Börse
Die Börse ist ein organisierter Markt. Alle Transaktionen laufen also standardisiert ab und sind reguliert. Weltweit gibt es verschiedene Regulierungsbehörden, die für die Einhaltung der Standards und Regeln sorgen. Auch diese Behörden arbeiten nach gewissen Standards. In der EU sind sie in der sogenannten MiFID-Richtlinie festgehalten.
Auch EU-regulierte Online-Broker müssen sich an diese Richtlinie halten. Beaufsichtigt werden sie von der Regulierungsbehörde des Landes, in dem sich ihr Hauptsitz befindet. In Deutschland ist die BaFin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, für die Regulierung deutscher Broker zuständig.
Für Dich als Anlegerin oder Anleger haben diese Standardisierungen und Regulierungen einen großen Vorteil: Bei einem EU-regulierten Broker kannst Du einigermaßen sicher davon ausgehen, dass Dein investiertes Geld auch dort ankommt, wo es ankommen soll.
Standardisierungen und Regeln gibt es auch für Unternehmen, die an die Börse wollen. Sie müssen strenge Voraussetzungen erfüllen, um Aktien an der Börse ausgeben zu dürfen. Zum Beispiel ist ihnen die Gesellschaftsform und die Bildung eines Aufsichtsrats vorgeschrieben. Mehr zum Thema in unserem Ratgeber IPO.
In vier Schritten an die Börse
Jeder kann an der Börse handeln – auch Du als Börsenneuling. Alles, was Du dafür brauchst, ist ein gewisses Grundwissen und ein Depot bei einem Broker. Damit Dein Weg an die Börse so einfach wie möglich wird, findest Du hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
- Einlesen: Ohne etwas Grundwissen über die Börse und die dort handelbaren Produkte kann es schwierig für Dich werden, dein Geld sinnvoll zu investieren. Bevor Du also an der Börse startest, solltest Du Dich zu den Essentials einlesen. Über den hier vorliegenden Text hinaus empfehlen wir Dir dafür vor allem unseren Ratgeber Aktien für Anfänger.
- Broker finden: Im Anschluss daran kannst Du Dich auf die Suche nach einem geeigneten Broker begeben. Mittlerweile bieten nahezu alle Broker gute Konditionen für Anfängerinnen und Anfänger. Achte vor allem auf eine kostenlose Depotführung, niedrige Orderkosten und die Verfügbarkeit von Einsteigerprodukten wie ETFs und Sparpläne. In unserem Depotvergleich findest Du eine Übersicht über beliebte Broker, die auch für den Einstieg geeignet sind.
- Depot eröffnen: Hast du einen Broker gefunden, kannst Du dort dein Depot eröffnen. Das ist in der Regel ganz einfach über ein Online-Formular möglich, das Dir Dein Broker auf seinen Internetseiten zur Verfügung stellt. Neben Deinen persönlichen Daten musst Du angeben, wie gut Du Dich im Wertpapierbereich auskennst. Nach der anschließenden Legitimierung – mittlerweile ist das meist ganz einfach über Video-Ident möglich – ist Dein Depot nach wenigen Tagen eröffnet und Du kannst mit dem Börsenhandel beginnen.
- Aktien kaufen: Ein Depot ist die Voraussetzung dafür, dass du Aktien kaufen kannst. Zuerst überweist Du Den Betrag, den Du investieren möchtest, auf das dazugehörige Verrechnungskonto. Danach suchst Du Dir in der Maske des Brokers Dein favorisiertes Wertpapier, das im Anschluss an Deinen Kauf in Deinem Depot verwahrt wird. Wenn Du genauer wissen willst, wie Aktien kaufen funktioniert, empfehlen wir Dir unseren Ratgeber Aktien kaufen.